Deae Tonosama: Appare Ichiban / Feudal Bros – Tonosama #1
Screenshots
Klicken zum vergrößern.
Info
Forumdiskussion | Hier klicken |
Autor | Sly Boots |
Genre | Action |
Größe | 12 Mb |
Publisher | Ratalaika Games S.L., Shinyuden, Sunsoft |
Entwickler | Sunsoft, Tokyo Design Center |
Spieler | 1-2 |
Level | 9 + 2 Bonusrunden |
Schwierigkeitsgrad | 1 |
Features | Unbegrenzte Continues |
In den letzten Jahren sind mehr und mehr SNES- und SFC-Spiele auf Steam und in anderen Online-Shops eingetrudelt. Natürlich handelt es sich dabei zumeist um obskure Titel von Drittherstellern, oder sogar um Spiele, die es zuvor nie aus Japan herausgeschafft haben. Und genau in diese Kerbe schlägt auch das am 04.04.2025 veröffentlichte Feudal Bros – Tonosama #1. Hierbei handelt es sich um ein ca. 30 Jahre altes Super Famicom-Spiel von Sunsoft. Das Top-Down Action-Game erschien ursprünglich am 31.03.1995 unter dem Namen „Deae Tonosama: Appare Ichiban.“ Auf Ebay wird das Modul für sehr hohe Sammlerpreise verkauft, da trifft es sich doch gut, dass man das Spiel nun für günstige 5,99 € auf Steam, PSN und Co. erhält. Ehrensache, dass der neue Publisher Ratalaika Games eine englische Übersetzung für die Bildschirmtexte bereitstellt.
Ob es sich lohnt dieses Super Famicom Action-Game auch heute noch zu spielen, erfahrt ihr im folgendem Test.
Zwei adlige Trottel gegen eine Alien-Invasion
Die Handlung findet in der Edo-Zeit statt, also jener Zeitperiode, in derer Japan über 250 Jahre Frieden genießen durfte. Der weibische Feudalherr Lord Baka empfindet den Frieden jedoch als langweilig und wünscht sich Action. Und diese soll er auch bekommen, denn plötzlich erscheint ihm der muskelbepackte Geist seines verstorbenen Vaters. Auch wenn der Herr Papa nicht viel von seinem verwöhnten Sohn hält, trägt er ihm dennoch die Rettung Japans auf, denn finstere Kräfte, welche er nur als „Shadow“ bezeichnet, bedrohen den Frieden. Baka, der mehr Schneid hat als man ihm zutraut, willigt umgehend in die Unternehmung ein, sehr zur Freude seines Vaters. Letzterer fährt in den Körper seines Sohnes, um ihn im Kampf unterstützen zu können.
Zur gleichen Zeit gelangt der französische Prinz Bouffon an die Strandküste Japans. Nachdem sein Vater den Königshof an einen Konkurrenten verlor, muss sich der Prinz nun als Glücksritter durchschlagen. Gerüchte besagen, dass in Japan das Gold quasi auf der Straße liegt. Klar, dass Bouffon seinen Teil vom Kuchen abhaben wollte. Leider muss er umgehend feststellen, dass man nicht jedem Gerücht glauben schenken sollte. Doch bevor unser Prinz enttäuscht die Abreise antreten kann, erscheint auch ihm der muskelbepackte Geist seines Vaters. Dieser bittet seinen Sohn Japan vor dem Shadow zu retten, damit die Menschen wieder glücklich sein können. Natürlich kann Bouffon seinem geliebten Vater keine Bitte abschlagen. Also macht sich auch dieses Vater-Sohn-Gespann auf dem Weg die drohende Gefahr zu bannen.
Wie sich recht schnell herausstellt, handelt es sich bei der Gefahr um die berühmten Grey-Aliens, welche die Menschheit unterjochen wollen und diverse Führungspersonen unter Hypnose gebracht haben. Doch nun sind ja die Feudal Brothers unterwegs, um Ärsche zu versohlen und die Alienplage zurückzutreiben.
Die Handlung des Spiels nimmt sich kein bisschen ernst und macht sich in erster Linie einen Spaß daraus den Spieler mit diversen Absurditäten zu konfrontieren. So kämpft man unter anderem gegen rollende Sumo-Ringer, Jung-Hexen die auf Besen reiten, einen Sultan, der von seinem fliegenden Teppich aus mit Ölfässern um sich wirft oder schrottet Cyborg-Nobunaga. Und es versteht sich von selbst, dass ein gewisser Teil der Kontrahenten aus wohl proportionierten Muskelmännern besteht, welche sich in Pose schmeißen. Die Japaner scheinen wohl wirklich eine gewisse homoerotische Faszination für Bodybuilder zu verspüren.
Die beiden Protagonisten werden hingegen als geckenhafte Trottel präsentiert, denen man die Weltenrettung eigentlich zu keiner Sekunde zutraut. Welch ein Glück, dass man sie per Knopfdruck in ihre Bodybuilder-Väter verwandeln kann. Und das ist auch eine gute Überleitung ins Gameplay.
Ein Overkill an Optionen?
Bevor man sich in den Kampf stürzt, lohnt sich ein Blick in die Optionen. Hierbei sollte man zwischen den Optionen unterscheiden, welche das ursprüngliche Spiel bereitstellt, und welche in der Download-Version von Ratalaika Games angeboten werden, die man in einem eigens erstellten Startmenü anwählen kann.
Ratalaika bietet nicht nur die Auswahl aus den Textbox-Sprachversionen Englisch und Japanisch, sondern auch noch Scans des japanischen Original-Handbuchs, einen Soundtest, Steuerungs-Konfigurationen, Turbo- und Rewind-Funktionen, Savestates und Autosaves, ein paar Grafik- und Soundeinstellungen, Achievements und sogar ein Cheat-Menü. Der spanische Publisher hat sich also nicht lumpen lassen. Tatsächlich haben sie es stellenweise sogar etwas übertrieben, da eine Controller-Steuerungskonfiguration und ein Soundtest bereits im SFC-Original zur Verfügung steht. Obendrein ist Ratalaikas Soundtest verbuggt, da die Tracks in zu niedriger Geschwindigkeit abgespielt werden. Weitere Optionen des Original-Moduls sind die Anwahl zwischen 1 bis 4 Extraleben, 3 bis 5 Hitpoints und die TGR-Energie, welche man zu Spielbeginn zur Verfügung hat. Letztere kann man in 10er-Schritten von 0 bis 100 einstellen. TGR steht für „Tonosama Great“ und dient dazu die Geister der Väter zu manifestieren, welche wesentlich härter reinhauen als ihre Söhne.
Die Auswahl eines Schwierigkeitsgrades oder die Einschränkung der unbegrenzt verfügbaren Continues fehlt jedoch. Und dies ist durchaus ein Problem, da der Schwierigkeitsgrad von Feudal Bros – Tonosama #1 eher niedrig angesetzt ist. Feindliche Treffer zwacken in der Regel lediglich ein Drittel eines Hitpoints ab, die beiden Adligen sind also wesentlich zäher als die meisten anderen Videogame-Helden, die i.d.R. gerade mal eins oder zwei Treffer aushalten. Obendrein lässt die K.I. ihrer Gegner zu wünschen übrig. Diese rennen auch gerne mal in Abgründe oder ins Nirvana am Bildschirmrand. Außerdem erlaubt es das Spiel einfach weiterzulaufen und die Gegner zu ignorieren. Sofern man keinen (Zwischen)boss bekämpft darf man einfach voran preschen. Ein Zeitlimit gibt es ebenfalls nicht. Lediglich das Respawning einiger Gegner ist zu beachten, aber auch dieses kommt nur zum Vorschein, wenn man sich entschließt im jeweiligen Levelabschnitt Backtracking zu betreiben, was jedoch unnötig ist.
Der Knaller ist jedoch die Möglichkeit die meisten der regulären Level einfach zu überspringen und auf der Weltkarte stattdessen direkt die Schurken-Festung anzuwählen. Dies sorgt dafür, dass man im jeweiligen Festungslevel auch alle Bosse der Standard-Level schlagen muss, wodurch man Feudal Bros also auch als eine Art Bossrush-Spiel zocken kann. Lediglich der letzte der insgesamt 9 Level muss komplett gespielt werden. Das Spiel teilt sich dabei in drei Abschnitte ein: Japan, der Eurasische Kontinent und eben der Abschlusslevel. Die ersten zwei Abschnitte umfassen jeweils drei Standard-Level und den Festungslevel. Wer sich die Mühe macht alle drei Standard-Level einer Region durchzuspielen, schaltet einen Bonuslevel frei. Hier hat man zwei Auswahlmöglichkeiten: „Pose Off“ ist ein simples Simon says-Spielchen. Man muss einfach nur die eingeblendeten SNES-Buttons drücken um Punkte zu verdienen. Die verdienten Punkte werden dann der maximalen TGR-Energie hinzuaddiert. In „Rice Ball Smash“ muss man innerhalb einer Zeitlimits genügend herabfallende Reisbälle zerschlagen, bevor sie auf dem Boden zermatschen. Gelingt dies, bekommt man ein Extraleben gutgeschrieben.
Unterhaltsamer Spaziergang ohne Dauerspaß
Feudal Bros – Tonosama #1 ist ein reines Top-Down Action-Game. Ihr marschiert gemächlich aus der Vogelperspektive einen linearen Pfad entlang, eliminiert oder umgeht Gegner, welche sich euch entgegenstellen, sammelt Hilfsgegenstände ein, welche von beseitigten Feinden hinterlassen werden und bewältigt auch mal die ein oder andere Jump-Passage.
Die beiden Spielfiguren Lord Baka und Prince Bouffon unterscheiden sich spürbar voneinander. Baka ist der Nahkämpfer, welcher über die höhere Angriffskraft und die bessere Kondition verfügt. Letzteres bedeutet, dass sein Dash-Manöver zuverlässiger funktioniert, und seine Laufgeschwindigkeit nach dessen Einsatz nicht für eins, zwei Sekunden verlangsamt wird, wie es bei Prince Bouffon der Fall ist. Bouffon hingegen hat einen unerschöpflichen Vorrat an Rosen, welche er als eine Art Wurfmesser verwendet. Der Kampf aus der Distanz ist natürlich oftmals sicherer, wenn auch träger. Obendrein verfügt der Franzose über einen effizienten Pirouetten-Sprung, welcher die Jump-Passagen des Spiels deutlich einfacher macht, als wenn man Lord Baka spielt.
Die beiden Burschen verfügen auch jeweils über einen Satz spezieller Kampftechniken, welche via Fighting-Game D-Pad- und Button-Kombinationen aktiviert werden können. Da das Handbuch jedoch nicht übersetzt wurde, muss man diese Kombinationen schon selber herausfinden. Wirklich nötig sind diese jedoch ohnehin nicht.
Beseitigte Gegner hinterlassen oftmals nützliche Gegenstände. Nahrungsmittel in Form von frittierten Tempura-Garnelen und Castella-Kuchen regenerieren verbrauchte Hitpoints. Baka bevorzugt Tempura, während Bouffon Castella bevorzugt. Die jeweilige Leibspeise regeneriert 2 volle Hitpoints, während die andere lediglich einen Drittel-Hitpoint heilt.
Schriftrollen dienen als Smartbomben, von denen man bis zu vier Stück ansammeln und nach eigenem Gusto aktivieren darf. Man darf zu Beginn eines Spielabschnitts auswählen, welche Elementarkraft (Feuer, Wasser, Wind, Blitz) die Smartbombe haben soll. Ich weiß jedoch nicht, ob dies Einfluss auf den Schaden hat. Witzig ist jedoch, dass man bei den Smartbomben quasi die Bediensteten der beiden Adligen beschwört (Ninjas und Magierinnen bei Baka oder Maids und Butler bei Bouffon).
Zu Guter Letzt wäre da noch die TGR-Energie, welche in Prozentzahlen visualisiert wird. Hat man mindestens 50 % TGR-Energie angesammelt, darf man per Knopfdruck den Geist des jeweiligen Vaters manifestieren. Diese richten mit ihren Faustschlägen verheerenden Schaden an und können sogar Bossgegner mit 2-3 Treffern in den Orkus blasen. Durch jeden Angriff und jeden eingesteckten Treffer verliert man jedoch TGR-Energie. Die Verfügbarkeit von TGR-Energie ist jedoch überraschend großzügig, weswegen man den Tonosama Great-Modus auch effektiv nutzen kann.
Leider ist diese Großzügigkeit an Gegenständen und Kampfmöglichkeiten auch der Stolperstein des Spiels. Wie bereits gesagt ist der Schwierigkeitsgrad sehr niedrig angesetzt. Beim dritten Spieldurchlauf war ich bereits gut genug, um einen 1CC-Run durchzuführen (wobei ich aber auch auf 4 Extraleben und 5 Hitpoints eingestellt hatte). Da hätte es die unbegrenzten Continues echt nicht gebraucht. Obendrein bietet das Spiel nur eine kurze Spieldauer von ca. einer Stunde. Man wird Feudal Bros – Tonosama #1 also sehr schnell wieder beiseite gelegt haben, zumal einige Stellen des Spiels etwas schlampig wirken.
Aber zumindest dürfen sich Koop-Spieler auf eine entsprechende Multiplayer-Option für zwei Spieler freuen.
Grafik und Sound
Grafisch ist Feudal Bros – Tonosama #1 überraschend gefällig. Die Top-Down-Grafik weckt bei mir Erinnerungen an Illusion of Time. Für ein Top-Down-Spiel werden angenehm große Charaktersprites geboten, und es gibt jede Menge Abwechslung bei den Ortschaften. Jeder einzelne Level bietet individuelle Gegnermodelle und neue Settings. Die Farbwahl ist ebenfalls ansprechend und die Victory-Artworks der Spielfiguren sind schon ein Hingucker.^^
Lediglich bei den Animationen hätte ich mir etwas mehr Finesse gewünscht, die wirken mir etwas zu ungelenk. Als Entschädigung gibt es aber regelmäßig dicke Explosionen. Die machen zwar keinen Sinn, aber fördern das Spektakel. Leider sorgt besagtes Spektakel auch immer wieder für teils heftige Slowdowns, welche die Action ordentlich ausbremsen. Das passiert halt, wenn man zu viele Sprites und Explosionen in den Screen eines 16-bit-Spiels reinpackt. Das Spiel hat auch schelte dafür kassiert, dass es für einen SFC-Titel von Anfang 1995 etwas zu altbacken aussieht und nicht mehr auf der Höhe der Zeit war. Mich persönlich hat das aber ehrlich gesagt nicht gestört.
Eine noch größere Überraschung gibt es hingegen beim Soundtrack. Die Tracks des Spiels sind wirklich unterhaltsam und passen wunderbar zum flotten Spielprinzip. Natürlich wird im Titelbildschirm zunächst ein falscher Eindruck erweckt, da die, ansonsten schöne, Titelmelodie durch die schrägen Sprachsamples der Protagonisten vergewaltigt wird. Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Der OST von Feudal Bros ist hochwertig. Wobei es auf dem SNES natürlich haufenweise geniale Soundtracks gibt. Da ist es natürlich schwer aus der Masse hervorzustechen.
Die englische Übersetzung scheint mir übrigens ganz gut gelungen. Wie authentisch die Übersetzungsarbeit ausgefallen ist, kann ich freilich nicht sagen.
Sunsofts charmanter aber durchschnittlicher Ausflug in die Bakage-Ecke
Mit Feudal Bros – Tonosama #1 hatte Sunsoft Mitte der 90er ihren Beitrag zum sogenannten „Bakage“-Genre abgeliefert. Als Bakage werden Spiele bezeichnet, welche durch bizarren Humor und bekloppte Themen auffallen. Abgesehen von diesem Aspekt entpuppt sich der Titel als durchschnittliches Top-Down Action-Game. Der niedrige Schwierigkeitsgrad gepaart mit der kurzen Spieldauer sorgt dafür, dass man Feudal Bros schnell wieder beiseite legen wird, um sich interessanteren Spielen zuzuwenden. Obendrein wird das Action-Spektakel durch lästige Slowndown-Anfälle getrübt.
Dank der Bakage-Natur und der überraschend gefälligen audiovisuellen Präsentation hat das Spiel dennoch die Chance sich längerfristig im Gedächtnis des Spielers festzusetzen. Und ein 2-Spieler Koop-Modus ist freilich auch immer gerne gesehen.
Den günstigen Preis von Ratalaikas Download-Version ist das Spiel also durchaus wert. Die horrenden Sammlerpreise des SFC-Moduls sollte jedoch niemand zahlen, der bei Verstand ist. Da wären ja sogar Lord Baka und Prince Bouffon schlauer.
Grafik:
Es wird eine gute Top-Down-Grafik mit verhältnismäßig großen Charaktersprites und abwechslungsreichen Ortschaften geboten. Die Victory-Artworks der Spielfiguren sind obendrein richtige Hingucker für Bakage-Fans
Sound:
Die Soundeffekte gefallen und unterstützen die Action. Die japanischen Sprachsamples von Baka und Bouffon klingen jedoch bewusst dämlich und nervig. Diese könnten daher den ein oder anderen Spieler abschrecken.
Musik:
Trotz der Bakage-Natur des Spiels ist der Soundtrack überraschend gefällig und hochwertig. Der OST steigert den Spielspaß und gliedert sich in eine lange Reihe von gelungenen SFC/SNES-Soundtracks ein.
Gameplay:
Ein durchschnittliches Top-Down Action-Game. Es gibt zwar eine gute Palette an Möglichkeiten wie variable Smartbomben, spezielle Kampfmoves und sogar eine übermächtige Verwandlungsform, allerdings wird das Spiel durch eine stellenweise schlampige Umsetzung, Slowdowns und einen arg niedrigen Schwierigkeitsgrad heruntergezogen.
Dauerspaß:
Es gibt zwei verschiedene Spielfiguren und einen dazu passenden Koop-Modus für zwei Spieler. Trotzdem wird man nicht viel Zeit mit Feudal Bros verbringen, da die Spieldauer nur eine Stunde beträgt und der Schwierigkeitsgrad zu niedrig ausfällt. Alternative Schwierigkeitsgrade hätten da Abhilfe schaffen können.
Fazit:
Nettes, durchaus charmantes aber letztendlich durchschnittliches Bakage-Action-Game von Sunsoft. Die im Test genannten Mängel verhindern eine gute Wertung. Als günstiger Download ist das Game jedoch einen Kauf wert.
Wertung
Grafik | 7.5 |
Sound | 7.5 |
Musik | 8.5 |
Gameplay | 6.5 |
Dauerspaß | 3.0 |
Gesamtwertung | 6.5 |